LANDSHUT. Am 18.01.2023 erhielt eine Frau aus dem Stadtgebiet einen betrügerischen Anruf – ihre vermeintliche Tochter hätte einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht, zur Abwendung der Haft sei die Hinterlegung einer Kaution notwendig. Die Frau übergab schließlich Wertsachen in der Höhe eines mittleren 6-stelligen Betrages.
Gegen 14.00 Uhr bekam die 60-Jährige einen Anruf einer falschen Polizistin. Diese gaugelte ihr vor, ihre Tochter hätte einen schweren Verkehrsunfall verursacht, bei dem sie eine 29-jährige Frau totgefahren haben soll. Das Telefon wurde an die vermeintliche Tochter weitergereicht, die ihre Mutter mit weinerlicher Stimme verzweifelt um Hilfe bat.
In einem mehrstündigen Gespräch schafften es die professionell handelnden Betrüger auf perfide Weise, die 60-Jährige zur Übergabe von Schmuck, Münzen und Geld in der Höhe eines 6-stelligen Betrages zu bewegen. Erst als die Frau gegen 21.30 Uhr bei der richtigen Polizei in Landshut anrief, da die vermeintliche Tochter trotz Übergabe der Kaution nicht erschien, erkannte sie den Betrug.
Zeugenaufruf
Die Kriminalpolizei in Niederbayern hat die Ermittlungen gegen die unbekannten Betrüger übernommen. Diese bittet Personen, die Hinweise zu auffälligen Personen oder Fahrzeugen im Bereich der Schwimmschulstraße/Unteren Schwimmschulstraße/Papiererstraße/Obere Wöhrstraße geben können, sich bei der Polizeiinspektion Landshut unter der Telefonnummer 0871/9252-0 zu melden.
Die Masche der Betrüger
In den ersten Minuten des Gespräches zielen die Betrüger darauf ab Stress auszulösen. Mit der Aussage, dass der vermeintlichen Tochter etwas ganz Schlimmes passiert sei, erzeugen sie bei ihren potentiellen Opfern Emotionen und eine persönliche Relevanz. Zeitgleich setzen sie die Angerufenen unter Handlungs- und Zeitdruck. Dadurch wird rationales Denken zum größten Teil deaktiviert und selbstverständliche Verhaltensweisen sind nicht mehr verfügbar. Man schaltet sozusagen in einen sogenannten Notfallmodus bei dem das Ziel ist, diese vermeintliche Bedrohung schnellstmöglich zu beseitigen. Hinzu kommt eine ständige Beschäftigung durch die Täter, damit ihre potentiellen Opfer keine Zeit finden, nachzudenken. In Verbindung mit der Verwendung von Wörtern wie „Polizei“, „Staatsanwaltschaft“ oder auch „Richter“ suggerieren die Betrüger eine vertrauliche Situation und treten autoritär auf.
Die Polizei wird niemals telefonisch die Herausgabe von Geldern oder Wertgegenständen fordern
Das Polizeipräsidium Niederbayern warnt erneut eindringlich vor dieser Betrugsmasche und bittet darum, vor allem ältere Angehörige oder auch Nachbarn und nahe Bekannte über folgende Hinweise aufzuklären:
- Sprechen Sie mit Angehörigen im Vorfeld über diese Art der Betrügereien.
- Wenn Ihre Telefonnummer nicht im öffentlichen Telefonbuch stehen soll, veranlassen Sie die Löschung.
- Bleiben Sie ruhig, lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und in ein Gespräch verwickeln.
- Raten Sie nicht den Namen des vermeintlichen Angehörigen.
- Sobald Sie einen ersten Verdacht auf einen Betrug haben, legen Sie auf und scheuen sich nicht, bei Ihrer örtlichen Polizei anzurufen.
- Rufen Sie Ihren Angehörigen auf der Ihnen bekannten Telefonnummer zurück.
- Die Polizei fragt Sie am Telefon nicht nach Ihren Vermögensverhältnissen.
- Übergeben Sie unbekannten Personen keine Gelder oder Wertgegenstände wie Schmuck oder Münzen.
20.01.2023, Polizeipräsidium Niederbayern
Bild von Sabine van Erp auf Pixabay